Aufwühlender Jugendroman über das Leben eines Jungen, der furchtbare Erfahrungen verarbeiten muss und daran scheitert.
Rezension
Der 14-jährige Marius verliert durch einen Messerangriff seine Mutter und wird selber schwer verletzt. Es folgen Heimaufenthalt, Sprachlosigkeit, innere Isolation, dann Obdachlosigkeit, Diebstahl, Hausverbote, Platzverweise, Raub. Erst in einem großen Pappkarton und schließlich in einer Eibe findet Marius Ruhe vor der Welt, die ihn nicht versteht und der er nicht vertrauen kann.
Duda hat den Roman wie eine Fallakte aufgebaut und erzählt konsequent aus der Sicht von Marius. Seine oft mit Schimpfworten gespickten Gedanken, die er nie äußert, werden schlaglichtartig im Fettdruck eingestreut und ergeben einen intensiven Einblick in seine Gefühlswelt. Dadurch erreicht der Autor, dass einem die Sehnsucht von Marius nach Geborgenheit und Verständnis und seine Verlorenheit, aber auch die Schwierigkeiten von Sozialarbeiter*innen und Polizei an ihn heranzukommen, besonders nahe gehen.
Keine leichte Lektüre, sprachlich und thematisch anspruchsvoll, hallt der Jugendroman lange nach!
Rezensent: Gabriele Güterbock-Rottkord
Personen: Duda, Christian
Duda, Christian:
Baumschläfer : Roman / Christian Duda. - Weinheim : Beltz & Gelberg, 2022. - 195 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-407-75685-5
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher