Während Ben in Amsterdam auf die Urne seiner Mutter wartet, schreibt er für seinen Sohn die Familiengeschichte auf.
Rezension
Ben, 44 Jahre alt, stellt entsetzt fest, dass seine Mutter selbst zu ihrer Beerdigung zu spät kommt. Während er auf die scheinbar spurlos verschwundene Urne wartet, setzt er sich mit seiner Familiengeschichte auseinander. Von der Großmutter, die als ledige Mutter in Deutschland einen schweren Stand hatte. Sie heiratet einen wesentlich älteren Holländer, wird in der neuen Heimat, die nie wirklich Heimat ist, als "Moffen" verspottet und geschnitten. Dort wächst Marlene, Bens Mutter auf, die sich, kaum den Kinderschuhen entwachsen, mit einem linksradikalen Journalisten zusammentut und in der linken Szene den Jungen großzieht. Bens Vater geht nach Kolumbien, wird bald vermisst. Marlene lässt ihn für tot erklären und bietet ihrem Sohn einen Heldenvater zur Identifikation. In Amsterdam geht Ben seinen Wurzeln nach und muss feststellen, dass sich seine Mutter eine große Lebenslüge konstruiert hat, auf der letztlich auch sein Leben basiert. Seinem Sohn wird er die Wahrheit erzählen.
Wie Lebenslügen, Illusionen und falsche Träume der Eltern das Leben der Kinder nachhaltig beeinflussen, überschatten und beinah zerstören können.Rezensent: Ulrike Müller-Hückstädt
Personen: Blom, Philipp
Blom, Philipp:
Bei Sturm am Meer : Roman / Philipp Blom. - Wien : Zsolnay, 2016. - 220 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-552-05793-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher