Ein kroatischer Intellektueller wird geplagt von verstörenden Erinnerungen an das grausame 20. Jahrhundert in seiner Heimat.
Rezension
Andreas Ban, ehemaliger Psychoanalytiker, Dozent und Arzt, lebt einsam und schwerkrank in einer kroatischen Kleinstadt. Ban erlebte früher im Beruf, wie nicht aufgearbeitete Erinnerungen an Grausamkeiten ihre negative Kraft im Verborgenen entfalten. Nun wird er von diesen Erinnerungen heimgesucht. Es sind solche an das mörderische 20. Jahrhundert, an Faschismus, Kriege und Holocaust. Das Ustascha-Regime in Kroatien kollaborierte mit Hitlerdeutschland und beteiligte sich an Massenmorden. Neben Juden waren Serben und Roma die Opfer. Dass die faschistische Ustascha gegenwärtig rehabilitiert wird, ist für Ban ein Symptom für den miserablen Zustand seines abgewirtschafteten und politisch gelähmten Heimatlands. - Drndic, die im Juni 2018 starb, arbeitet mit drastischen Bildern und eindringlicher Sprache. Doch ihre Mischung aus Stimmen und Personen, Fakten und Fiktion ist chaotisch und sperrig. Eine innere Logik der Erzählung findet sich nicht, ebenso wenig Erklärungen zu historischen Hintergründen.
Die Lektüre bedeutet harte Arbeit und ist nichts für Zartbesaitete. Deshalb sollte bei der Anschaffung bedacht werden, ob die Bibliothek das geeignete Publikum hat.Rezensent: Kerstin Wohne
Personen: Drndic, DaÜa
Drndic, DaÜa:
Belladonna : Roman / DaÜa Drndic. Dt. von Brigitte Döbert u. Blanka Stipetic. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2018. - 395 S. ; 22 cm. - Aus d. Kroat.
ISBN 978-3-455-00275-1 geb. : EUR 24.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Drn - Buch