Ein Amsterdamer Psychiater gerät in eine Lebenskrise und sucht Zuflucht in Israel.
Rezension
Der Psychiater Karoke nimmt eine suizidgefährdete Patientin bei sich zu Hause auf und lässt sie seinen Vater pflegen. Er will ihr wirklich helfen, aber es kommt, wie es kommen muss. Er erhält Berufsverbot, verliert alles. Da entschließt er sich seine neu entdeckte Cousine zu lieben und sich zusammen mit seinem Vater bei ihr in einer Siedlung im Westjordanland niederzulassen. Hier wird die Geschichte endgültig zur Farce: der liberale, atheistische Jude in der engen, vorgestrigen Gemeinschaft der Siedler*innen, als Retter glorifiziert oder als Versager verdammt. Eine absurdere Wendung jagt die nächste. Das ist bitterschwarz, hochkomisch und vielschichtig erzählt. Die Grenzen zwischen Mann und Frau, Opfer und Täter, Voyeurismus und Scham werden lustvoll eingerissen. Zurück bleibt eine nachdenkliche Leserin, im Hals noch ein Lachen und mit den eigenen Tabus konfrontiert – vielleicht lässt sich ja nur so über die absurden gesellschaftlichen Entwicklungen in Israel oder anderswo erzählen.
Für aufgeschlossene, an Israel interessierte Leser*innen mit Sinn für schwarzen Humor eine kluge und anregende Lektüre.Rezensent: Angelika Barth
Personen: Grünberg, Arnon Kersten, Rainer
Grünberg, Arnon:
Besetzte Gebiete : Roman / Arnon Grünberg. Dt. von Rainer Kersten. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2021. - 428 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-462-00106-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher