Chang, K-Ming
Bestiarium Roman
Buch

Fragmentarisches taiwanesisch-amerikanisches Migrationsdrama zwischen Wahn und Wirklichkeit.


Rezension

Bruchstückhaft, sprunghaft und mit einem alle Grenzen sprengenden Fantasie - und Bilderreichtum wird in Bestiarium - per definitionem ein mittelalterliches allegorisches Tierbuch- die traumatische Migrationsgeschichte einer taiwanesischen Familie erzählt. Die namenlosen Protagonistinnen Großmutter, Mutter und Tochter suchen in ihrer neuen Heimat Amerika nach ihrem Platz in der Gesellschaft und kämpfen für das Überleben der Familie. Gleichzeitig sind sie untrennbar mit der taiwanesischen Mythenwelt verflochten. Hier tummeln sich verstörende Fabelwesen, allen voran der Tigergeist Hu Go Po, der sich der Tochter bemächtigt und ihr einen Tigerschwanz wachsen lässt, der fortan ein Eigenleben führt und ihr Leben bestimmt. Ohne roten Faden, ohne Hoffnung auf ein Entrinnen aus den Klauen der fiebrig-düsteren Sagenwelt mäandern die Protagonistinnen durch eine traumatische Familiengeschichte voller Gewalt und Brutalität, die sich auch in der fäkal-vulgären, teils obszönen Sprache wiederfindet.

Ein surreales, schwer zugängliches Familiendrama, das viele Fragezeichen hinterlässt. Nur für informierte Leser, die sich bewusst für die herausfordernde Lektüre entscheiden.

Rezensent: Christine Heymer


Personen: Jacobs, Stefanie Chang, K-Ming

Schlagwörter: Frauenschicksal Migrationstraumata Taiwanesische Mythenwelt

Chang, K-Ming:
Bestiarium : Roman / K-Ming Chang. Dt. von Stefanie Jacobs. - München : Hanser Berlin, 2021. - 285 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-446-27102-9 geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 2015/0995
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Cha - Buch