Auseinandersetzung mit sich selbst. Der Tod der Tochter rückt existentielle Fragen drängend in den Mittelpunkt.
Rezension
Didion, eine hochsensible und mit Preisen überhäufte Journalistin, legt mit diesem essayistischen Werk ein zweites Mal ihre Art der Trauerverarbeitung vor. In 'Das Jahr magischen Denkens' (ISBN 978-3-548-60770-2) verarbeitete sie den Tod ihres Mannes, hier nun den ihrer Adoptivtochter. Es ist ein bewegendes Buch, das eben nicht die Person der Tochter in den Mittelpunkt rückt, sondern die Art ihrer persönlichen Verarbeitung des schmerzlichen Verlusts. Das Beeindruckende dabei ist, dass die Persönlichkeit der Tochter durchscheint, aber der Prozess der Verlustbewältigung im Mittelpunkt bleibt. Auf diese Weise wird das Buch zu einer schonungslosen Aufarbeitung des Alterns, die mit sich selbst, dem Verlieren der geliebten Person, Gefährdungen durch Verzweiflung und Vereinsamung, kompromisslos umgeht.
Aber es ist auch ein Buch mit der Botschaft, daß das persönliche Leben es wert war zu leben. Der eigene Tod rückt dabei im Bewußtsein jedoch immer näher, und er bleibt ein zentraler Bezugspunkt der Gedanken.
Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Didion, Joan Rávic Strubel, Antje
Didion, Joan:
Blaue Stunden / Joan Didion. Dt. von Antje Rávic Strubel. - Berlin : Ullstein, 2012. - 207 S. ; 20 cm. -
ISBN 978-3-550-08886-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher