Wie wird es wohl sein, schon bald nicht mehr nur taub, sondern auch noch blind zu sein? Eine beängstigende Perspektive.
Rezension
Lon lebt mit dem Usher-Syndrom: Von Geburt an fast taub, droht die spätere Erblindung. Und nun scheint es soweit zu sein. Als personales Ich schildert Lon in eindrücklichen Bildern die Sehstörungen, aber auch Gedanken und Gefühle. Das Umfeld nimmt Veränderungen wahr, doch auf gut gemeinte Nachfragen reagiert Lon schroff – aus Verunsicherung, aus Angst. Denn noch möchte Lon nicht von den Problemen erzählen, möchte noch einen Aufschub, die Abschluss-Klassenfahrt möglichst „normal" mitmachen, sich verlieben – ohne den vermeintlichen Makel der Behinderung. Die intensive Innensicht beeindruckt. Der Text ist mit Stilmitteln gespickt, die Verwendung von oft Einwortsätzen wirkt fast wie moderne Lyrik. Sehr gelungen ist die (sexuelle) Diversität im Buch; so wird auch Lons Geschlecht nicht konkret. Die Story bietet mit wenig Text, wenig Handlung und Entwicklung auch wenig Schmöker-Potenzial, dafür eine Fülle an Möglichkeiten, sich formal und inhaltlich damit zu befassen. Perfekte Klassenlektüre:
Stilmittel untersuchen, Informationen zur Krankheit finden und recherchieren, Hinweise zu Lons Geschlecht suchen, Ereignisse aus anderer Sicht schreiben, Personenkonstellation erarbeiten…Rezensent: Katja Henkel
Personen: Fessel, Karen-Susan
Fessel, Karen-Susan:
Blindfisch / Karen-Susan Fessel. - Hamburg : Oetinger, 2022. - 205 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-7512-0260-2
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher