Die Studentin Halina zeichnet ein ironisch- kritisches Zeitporträt einer bildungsbürgerlichen Elite.
Rezension
27 Jahre ist die Studentin Halina und weder beruflich noch privat angekommen. Sie fühlt sich fremd in ihrem Leben zwischen ihrem Geschichtsstudium und ihrem Job im Buchkiosk des Züricher Flughafens, zwischen ihren Treffen mit dem attraktiven Elias und ihrer Sehnsucht nach einer Beziehung, zwischen ihren intellektuellen Freizeitaktivitäten mit Freunden und ihrem Bedürfnis nach Zurückgezogenheit. Ungemein authentisch gewährt sie dem Leser Einblick in ihre innere Zerrissenheit. Aus scheinbarer Lethargie heraus, die sich jedoch als scharfsichtiger analytischer Sezierblick entpuppt, legt sie den Finger in die offene Wunde menschlicher Unzulänglichkeiten. Halina geht auf Distanz zu Eitelkeiten, Selbstgerechtigkeit, männlichen Machtansprüchen und arrogantem Bildungsbürgertum und zeichnet ein tiefgründiges und unterhaltsames Stimmungsbild ihrer Generation. Die dem Roman eigene phantasievoll- plastische und kraftvolle literarische Sprache macht ihn zu einem besonderen Lesegenuss!
Der sprachlich und inhaltlich überzeugende Gesellschaftsroman ist eine besonders empfehlenswerte Lektüre für Gesprächskreise, die sich mit zeitkritischen Themen auseinandersetzen.Rezensent: Christine Heymer
Personen: Kohli, Julia
Kohli, Julia:
Böse Delphine : Roman / Julia Kohli. - Basel : Lenos, 2019. - 190 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-85787-496-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher