Thomae, Jackie
Brüder Roman
Bücher

Die Geschichte zweier Brüder, die einander nicht kennen.


Rezension

In diesem Roman geht es schlicht um die Geschichte zweier Brüder, zwei gleich alte Männer, die denselben Vater haben. Sie kennen weder den Vater noch den anderen Bruder. Der Vater hat in den 70ern in der DDR studiert und in Berlin und Leipzig je eine Frau mit einem kleinen Jungen zurückgelassen. Jackie Thomae erzählt die Geschichte der Brüder fein getrennt, zuerst die eine, dann die andere - ordentlich je eine Hälfte des Romans. Dennoch läuft die Zeit chronologisch ab. Zuerst betritt Mick die Bühne, Berlin in der aufregenden Zeit nach der Wende in den 90ern. Er ist ein Szene-Tiger, eine Lok auf zwei Beinen. Hier wird eine unglaubliche Dichte und Intensität aufgebaut. Man mag sich distanzieren wollen, das gelingt aber nicht. Man wird zum Drogenkurier wider Willen. Den anderen Bruder, einen Londoner Architekten, der zwischen Anpassung und Burnout pendelt, lernt man erst im Jahr 2000 kennen. Thomae wählt hier die Form der Icherzählung, gebrochen durch die Perspektive seiner Frau.

Ein Buch, in das man sich zuerst selbst hineinstürzen muss. Wenn man dann in einem Kreis Menschen findet, die ihre Sicht beitragen, ist das sicher ein Gewinn. Zum Gespräch herausfordernd.

Rezensent: Volker Dettmar


Personen: Thomae, Jackie

Schlagwörter: DDR Familie Brüder

Thomae, Jackie:
Brüder : Roman / Jackie Thomae. - München : Hanser Berlin, 2019. - 429 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-446-26415-1

Zugangsnummer: 40332
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher