Deutsche Stimmen nach der Wende.
Rezension
Holger Gertz (Streiflicht-Autor und Reporter der "Süddeutschen Zeitung") präsentiert und dokumentiert anhand von Einzelschicksalen, teils prominenter Persönlichkeiten, Meinungen mit Bedeutungscharakter zum Mauerfall. Er beteiligt den Leser, beispielsweise an der Biographie Michael Ballacks, führt zu Hans Rößler, der "rechtzeitig vom Osten in den Westen wechselte", weiht ein in die Problematik Bernd Brückners, der als Leibwächter Erich Honeckers nach der Wende nur mühsam ein neues Aufgabenfeld fand. Der Autor macht die emotional-soziale Schwierigkeit erkennbar, eine politische Entscheidung sowie die damit verbundene Veränderung annehmen zu können, sich einzurichten in einem vertraut-unvertrauten Umfeld, sich zu identifizieren mit dem Nachbarn von nebenan, dem DEUTSCHEN aus Ost oder West. Jedes Interview spiegelt den Konflikt zwischen rationaler Akzeptanz und gefühlter Distanz wider, signalisiert dabei gleichzeitig die Unsicherheit des wertneutralen, natürlichen Umgangs miteinander, der sich nach zwei Jahrzehnten als sehr "subtil" darstellt.
Hervorragender Streifzug durch ein vereintes Deutschland. Hochinteressant, realistisch, empfehlenswert. Geeignet für alle Büchereien.Rezensent: Brigitta Morgenstern
Personen: Gertz, Holger
Gertz, Holger:
Brüder & Schwestern : Ein Besuch bei den Deutschen / Holger Gertz. - Köln : Fackelträger, 2009. - 221 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-7716-4395-9 geb. : EUR 19.95
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch