Wie es ist, wenn ein Kind mit einer alkoholkranken Mutter aufwächst? Zerrissen zwischen Liebe und Angst.
Rezension
Hegemann leiht einer frühpubertären Protagonistin ihre Stimme, die Aufmerksamkeit verdient hat: ein kindliches Leben in der Schwebe, in Angewiesenheit auf eine Mutter, die zwischen nüchternen Phasen und Zeiten totaler Versoffenheit schwankt, das Kind überfordert und quält und zugleich einfühlsam lieben kann. Tabletten und Alkohol ruinieren das Leben beider. Der soziale Abstieg hat die Familie in ein Wohngebiet der Armut geführt. Skurrilerweise stehen mitten zwischen den Wohnblöcken der Übriggebliebenen Einfamilienhäuser für extrem Besserverdienende. Voneinander abgeschottet, aber genau beobachtet, führen die einen und die anderen ihr Leben. Wobei die einen nichts haben und die anderen zu viel. Für Charlie wird ein junges Paar in einem der Bungalows zur Projektionsfläche aus Verlangen und Verachtung. Hegemanns Verdienst ist eine schonungslose und doch wertschätzende Schilderung der Gefühle und Beziehungen der jugendlichen Heldin. Andere Aspekte des Romas wirken konstruiert bösartig.
Für Literaturkreise mit Interesse an aktueller deutschsprachiger Literatur.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Hegemann, Helene
Hegemann, Helene:
Bungalow : Roman / Helene Hegemann. - München : Hanser Berlin, 2018. - 282 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-25317-9 geb. : EUR 23.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Heg - Buch