Der aus Afghanistan geflohene Schaer kehrt 2008 noch einmal zurück, um seine alternde Mutter von Vergangenem erzählen zu hören.
Rezension
Beim Einmarsch russischer Soldaten musste Schaer (der Name bedeutet in Dari "Dichter") aus seiner Heimat Afghanistan fliehen. Nach Jahren im Exil kehrt er 2008 zurück, um seine demente Mutter zu sehen und ihr zuzuhören, wenn sie über die Vergangenheit spricht. Es eröffnet sich eine facettenreiche Geschichte. Erinnerungsstütze ist ein edler Teppich. In seinem Zentrum sieht man den traditionellen afghanischen Reiterwettkampf ("Buskaschi"). Die Erinnerungen überspannen Jahrzehnte und schildern nicht nur das Schicksal von Schaers Familie, sondern geben einen tiefen Einblick in das von Machtkämpfen und Gier geschundene Afghanistan. Man merkt sofort, dass der Autor mit Herzblut schreibt. Die leichte Wehmut, mit der er seinen Protagonisten begleitet, ist genauso spürbar wie die Lebensfreude, die trotz Blut, Schweiß und Tränen, in Schaer und den Seinen steckt. Besonders die detaillierten, oft recht blumigen Beschreibungen freuen die, welche eine orientalisch-angehauchte Erzählkunst zu schätzen wissen.
Dieser umfangreiche Debüt-Roman ist ein kleines Juwel. Er spricht all jene an, die gerne opulente Familiengeschichten lesen und dabei viel über Afghanistan erfahren wollen.Rezensent: Martina Mattes
Personen: Faryar, Massum
Faryar, Massum:
Buskaschi : oder Der Teppich meiner Mutter. Roman / Massum Faryar. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2015. - 653 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-462-04674-8 geb. : EUR 22.99
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Far - Buch