Eine Erzählung über das Unterwegssein und die Sehnsucht nach Ankommen.
Rezension
Am polnischen Grenzbahnhof Chalupki werden vom Nachtzug Wien-Berlin Waggons abgekoppelt, die nach Warschau weiterfahren. Eine Pause für das Zugpersonal, das derweil rauchend auf dem Bahnsteig steht und auf Weiterfahrt wartet. Als die namenlose Schlafwagenschaffnerin wieder in ihren Waggon einsteigt, hört sie aus einem Abteil ein Stöhnen, über das sich der Reisende aus dem Nebenabteil beschwert, ein Chinese mit einem Geigenkasten unterm Arm. Ihm weist die Schaffnerin ein anderes Abteil zu und nimmt dann Kontakt zu der stöhnenden Frau auf, die gerade einen Schwangerschaftsabbruch erlebt. Die Zugschaffnerin empfindet weibliche Solidarität mit der Frau und wird durch sie an Traumata der eigenen Lebensgeschichte erinnert – eine von ihren Eltern erzwungene Abtreibung, die Ehe mit einem ungeliebten Mann, den Verlust eines Kindes, die Flucht aus dem Irak und Schwierigkeiten bei der Ankunft in Europa. Erst ihre Arbeit im Nachtzug und der Kontakt zu Kollegen hat Ruhe in ihr Leben gebracht. Fast alles bleibt auf dieser Fahrt durch die Nacht im Ungewissen, Geheimnisvollen - so wie der Name der Protagonistin oder die von Unbekannt an die Tür eines Abteils geschriebenen Noten eines Nocturne von Chopin. Marit Beyer trifft mit ihrer ruhigen Stimme den melancholischen Ton des Textes perfekt, der noch durch die Klavierklänge von Chopins Nocturne, Opus 9, No 2 verstärkt wird.
Überall gut einsetzbar, wo kürzere, aber dennoch inhaltsstarke Texte auf Hörbuch nachgefragt werden.Rezensent: Doris von Eltz
Personen: Albinus, Alba Beyer, Marit
Albinus, Alba:
Chalupki : Ungekürzte Lesung / Alba Albinus. Gelesen von Marit Beyer. - Winterbach : Der Diwan, 2023. - 1 mp3-CD ; 142 Min.
ISBN 978-3-949840-20-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Hörbücher