Feuilletonist Hans Benedek merkt nicht, dass sein Stern im Sinken begriffen ist. Ein Rettungsversuch wird zum Desaster.
Rezension
Schicke Hotels, hohe Spesenrechnungen – lange Zeit war der alternde Feuilletonist Hans Benedek alias Edelfeder auf dem Höhepunkt seiner Journalisten-Karriere. Nun weht ein anderer Wind. Affären mit jungen Praktikantinnen werden zum No-Go, vermeintlich geistreiche Beiträge animieren sogar den eigenen Vater dazu, von Unsinn zu sprechen, Teenager-Tochter Emma verachtet ihn. Das sensationelle Porträt über die angesagte Youtuberin Xandi Lochner soll Hans zurück in den Feuilletonisten-Himmel katapultieren. Ausgerechnet durch sie stürzt er von seinem selbst installierten Thron. – Man könnte den stellenweise recht unterhaltsamen Roman als eine Satire auf die Genderdiskussion, auf MeToo und den Generationen-Clash lesen. Im lässigen Sprachstil porträtiert die Autorin ihre Hauptfigur als selbstherrlichen Macho, der die Zeichen der Zeit verkennt. Das löst im besten Fall Diskussionen, im schlimmsten Fall reine Verachtung aus. Ein Buch, das ganz sicher bei der Leserschaft geteilte Meinungen hervorruft.
Denkbar wäre, den Roman älteren, männlichen Lesern anzubieten. Einige von ihnen könnten sich vielleicht in manchen Zügen des (Anti-)Helden wiedererkennen. Ab mittleren Beständen.Rezensent: Martina Mattes
Personen: Adorján, Johanna
Adorján, Johanna:
Ciao : Roman / Johanna Adorján. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2021. - 268 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-00171-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher