Ein facettenreiches, teils biographisches Porträt der Schriftstellerin S. H. über Zeit, Erinnerung und das Schreiben.
Rezension
Die von der Bücherwelt beseelte junge Schriftstellerin S. H. zieht aus dem ländlichen Minnesota nach New York. Bevor sie ihr Literaturstudium aufnimmt, will sie zwölf Monate an einem Roman schreiben, die brodelnde Stadt erleben und sich selbst entdecken. In ihrem Tagebuch hält sie ihre Erlebnisse und Gedanken fest. Den unheimlichen Sog, den ihre psalmodierende Nachbarin auf sie ausübt, die Freundschaft zu der selbstbewussten, intellektuellen Whitney und ihre Beinahe-Vergewaltigung werfen ihre Schatten von der Gegenwart in die Zukunft. Das erkennt S. H., als sie vierzig Jahre später ihre Tagebücher wiederfindet. Was macht die Zeit mit uns? Können wir unserem früheren Selbst begegnen? Was ist Erinnerung? Aus der Perspektive ihres inzwischen gealterten Ego reflektiert S. H. über Kunst und Literatur, die Beziehung von Mann und Frau, Ohnmacht und Gewalt und schafft ein vielschichtiges Werk, in dem Vergangenheit und Zukunft, Spiritualität und Vernunft mühelos ineinander verwoben werden.
Siri Hustvedts virtuoses Spiel mit Perspektiven und Zeit bietet viel Diskussionsstoff und kann ambitionierten Lesekreisen sowie belesenen Literaturliebhaber*innen empfohlen werden.Rezensent: Christine Heymer
Personen: Hustvedt, Siri Aumüller, Uli Osterwald, Grete
Hustvedt, Siri:
Damals : Roman / Siri Hustvedt. Ill. von der Autorin. Dt. von Uli Aumüller u. Grete Osterwald. - Reinbek : Rowohlt, 2019. - 443 S. : Ill. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-498-03041-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher