Ein „städtischer“ Roman über den Lebenskampf einzelner zwischen Ideologie und Macht, Armut und Machtlosigkeit

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Rezension

Dies ist der berühmte, 1963 in englischer Übersetzung und erst 1970 im Original erschienene Roman des indonesischen Schriftstellers und Kulturkritikers über eine der südostasiatischen Metropolen. Ort der Handlung ist Jakarta in den Jahren 1945-1956, also zu der Zeit der großen Ideologischen Kämpfe um den nationalen Aufbau nach Erlangung der Unabhängigkeit. Auf der einen Seite begegnen wir einer exklusiven Diskussionsgruppe, der, mit einer Ausnahme ausschließlich Männer angehören. Themen ihrer Streitgespräche sind die möglichen Modelle einer Staatsführung, aber nur wenige von ihnen versuchen wirklich, sich mit den Nöten und Bedürfnissen der breiten Masse der Bevölkerung auseinanderzusetzen. Alle sind fasziniert von der modernen westlichen oder auch japanischen Technologie und Wirtschaftswelt. Sie denken an ein westlich geprägtes Gesellschaftsmodell und nicht zuletzt an ihre eigene persönliche Bereicherung. Auf der anderen Seite steht die breite Masse, das Volk, hier verkörpert durch den Müllmann Saimun und seine Freundin Neneng. Ihre Wünsche, Ziele und Hoffnungen im Hinblick auf ihr eigenes Indonesien können durch die Korrumpierbarkeit der „gebildeten“ Ideologie-Strategen nicht verwirklicht werden: In demselben Maße, wie der skrupellose Amtsmissbrauch der Beamten voranschreitet, wird das Volk verunsichert. Korruption bringt noch mehr Verelendung und stürzt die zum Aufbruch breiten Menschen in neue Hoffnungslosigkeit. Während sich einige Gruppenmitglieder ihrer gesellschaftlichen und politischen Verantwortung vollends entziehen, „dämmert“ es den anderen: Sie fühlen sich mitschuldig an der zunehmenden Armut des Landes. Auch Saimun und Neneng sehen klarer: Sie verzichten schließlich auf die scheinbaren Möglichkeiten eines Lebens in einer Metropole und gehen zurück aufs Land.

Wer die jüngsten Bilder aus Indonesiens Hauptstadt vor Augen hat, oder wer die heute wieder neu entfachten Kämpfe um Macht und Ideologien in diesem Land verstehen will, dem sei dieses Buch herzlich anempfohlen: Es ist brennend aktuell.

Rezensent: Beate Carle

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Personen: Hofstra, Diethelm Lubis, Mochtar

Schlagwörter: Politik Metropole