Eine sozialkritische Exegese der Evangelien unter dem hermeneutisch-historischen Aspekt der Zerstörung Jerusalems.
Rezension
In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der sozialkritische hermeneutische Ansatz entwickelt. Jetzt eine umfangreiche Kommentierung der Evangelien aus diesem Sichtwinkel zu lesen zeigt, wie lange es dauert, bis „neue“ Verstehensansätze sich in der Theologie etablieren und konsequent eingesetzt werden.
Wie neue Deutungen neutestamentlicher Texte sich eröffnen können, wenn die Perspektive des Verstehens gewechselt wird, ist faszinierend. Dämonen, die Menschen besetzen und tyrannisieren, als posttraumatische Belastungsstörungen zu identifizieren, ist insofern neu, weil es nicht um Gegenspieler Gottes geht, sondern um die von den Menschen zu verarbeitende Erlebnisse. Ebenso finden die Evangelien eine immense Deutungserweiterung, wenn sie historisch als „Nachkriegstexte“ verstanden werden.
Dieser ausführlich und doch noch exemplarisch umgesetzte exegetische Ansatz eröffnet für die Auslegung der Texte ein neues Feld und auch für die Umsetzung in der Predigt und vor allem in der Seelsorge.
Rezensent: Dirk Purz
Personen: Sutter Rehmann, Luzia
Sutter Rehmann, Luzia:
Dämonen und unreine Geister : Die Evangelien, gelesen auf dem Hintergrund von Krieg, Vertreibung und Trauma / Luzia Sutter Rehmann. - Gütersloh : Gütersloher Verl. - Haus, 2023. - 428 S. ; 23 cm
ISBN 978-3-579-05487-2
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