Der beinahe 70-jährige Gynäkologe Tihomir Romar erinnert sich an seine Jugend im sozialistischen Jugoslawien.
Rezension
Ein ungewöhnlicher Anlass führt die Reisegruppe von Endsechzigern zusammen, sie alle gehörten zur Abiturklasse eines Zagreber Gymnasiums und wiederholen nun ihre Abschlussfahrt. So schippern sie nach ungefähr 50 Jahren ein zweites Mal an der dalmatinischen Küste entlang. Eine fast vollzählige und keineswegs von Leiden und Gebrechen gezeichnete Truppe scheint sich wieder in die alten Beziehungsstrukturen einzufinden, sodass manch pubertäre Verhaltensweisen unvergessen scheinen. Gleichzeitig führen uns die Lebenserinnerungen des Ich-Erzählers Tihomir Romar bis in seine Jugendjahre zurück, ausführliche Rückblenden in die sozialistisch geprägte Zeit im Tito- Jugoslawien lässt ein Sitten- und Stimmungsbild entstehen, in dem das sexuelle Reifen, die unglückliche Liebe, die Mühen des Alterns, sowie Krankheit und Tod auf leichtfüßige Weise seinen Platz findet. Dennoch ist es besonders das Unausgesprochene, das den Raum für zutiefst Menschliches, Philosophisches und Politisches öffnet.
Große Erzählkunst, tiefe Menschenkenntnis und ironische Distanz fesseln den Leser mehr, als dass ihn engbedruckte Seiten und Buchgewicht stören könnten. Sehr empfehlenswert.Rezensent: Natascha Rothert-Reimann
Personen: Feric, Zoran Olof, Klaus Detlef
Feric, Zoran:
Das Alter kam am 23. Mai gegen 11 Uhr : Roman / Zoran Feric. Dt. von Klaus Detlef Olof. - Wien : Folio, 2012. - 538 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-85256-609-2
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher