Endzeitvision einer hyperglobalisierten, entchristlichten und übersexualisierten Gesellschaft.
Rezension
So dramatisch, wie es sich der Autor in seinem opulenten Erstlingsroman als Folge einer außer Kontrolle geratenen Ökonomisierung ausmalt, sieht es noch nicht aus. Viele bedrohliche Anzeichen sind uns aber wohlbekannt. Zudem gibt es mit der Thematisierung der Aufgabe des Standorts der "New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie" im Jahr 2007 reale Bezüge. Auch die massive Einflussnahme Chinas auf Europa ist nicht so abwegig. In mehreren Handlungssträngen geht es oft um die gleiche Konstellation: Das Mittun und Leiden des Einzelnen an erbarmungslosen Wirtschaftsprozessen bei gleichzeitiger, hoffnungsloser Sinnsuche. - Schüles Stil ist schwer verdaulich. Unzählige nur angedeutete Personen und Handlungen lassen viele Sätze geradezu überquellen. Diese Details dienen zwar nicht direkt der Story, zeichnen aber in ihrer Gesamtheit ein Bild der Protagonisten und der metropolitanen (Hamburger) Gesellschaft, das weitgehend durch Destruktion, Pessimismus und Desorientierung charakterisiert ist.
Keine leichte Kost, sondern ein Stück anspruchsvoll-anstrengender Gegenwartsliteratur, das seine Leserschaft durch Thematik, Länge und Stil herausfordert. Eher kleine Zielgruppe.Rezensent: Tobias Behnen
Personen: Schüle, Christian
Schüle, Christian:
Das Ende unserer Tage : Roman / Christian Schüle. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2012. - 457 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-608-93962-0 geb. : EUR 22.95
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