Ein Roman über die Möglichkeit eines offenen Messias, der sich und seine Bestimmung einer hermeneutischen Spirale gleich sucht.
Rezension
Ein wunderliches Buch mit einem wunderlichen Protagonisten. Wir begleiten einen Jungen, der uns immer ein bisschen unbekannt bleiben wird, mit einem Auftrag, der ebenfalls vage ist, außer: Frieden und Toleranz in der Welt zu stiften. Wir erfahren zwar, wohin er unterwegs ist, wo und mit wem er spricht, aber was genau er sagt und schreibt, das erfahren wir nicht. Manchmal scheint er etwas „brianesk“ – scheint sich mit der Rolle eines Messias überhaupt nicht zu identifizieren und ist angewidert von den Demutsbekundungen und Heilszuschreibungen seiner Umgebung – andererseits scheint er dann auch wieder eingenommen von der großen Idee, Sohn eines Gottes zu sein, schreibt über sich und seine Erlebnisse, hört nicht auf, nach seinen leiblichen Eltern und der Erfüllung seines Auftrags zu suchen und begegnet dabei unterschiedlichen Formen von Liebe, Gemeinschaft, Korruption, Verwandtschaft und ist am Ende vielleicht so schlau wie zuvor und doch verändert.
Ein Buch, an dem man allein, aber sicher auch in Gemeinschaft Freude hat; dessen Themen zum gemeinsamen Denken anregen.Rezensent: Jule Zemke
Personen: Condé, Maryse Bach, Bettina
Condé, Maryse:
Das Evangelium der neuen Welt : Roman / Maryse Condé. Dt. von Bettina Bach. - München : btb, 2023. - 311 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-442-77366-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher