Endlich wieder ein Vatikan-Thriller, noch dazu ein richtig guter. Es gibt reichlich Verschwörung, eine Prise moderner Theologie und dankenswerter Weise wenig Esoterik.
Rezension
Der Kurator einer vatikanischen Ausstellung um das Turiner Grabtuch wird ermordet in Castel Gandolfo aufgefunden. Der orthodoxe Priester Simon gerät unter Verdacht und wird vor ein katholisches Geheimgericht gestellt. Sein Bruder, selbst ein ostkatholischer Priester – ja das gibt es! – ist zwar nicht ganz von seiner Unschuld überzeugt, recherchiert, gerät aber selbst zwischen Fronten, die er nicht durchschaut. Der Kurator hatte nämlich eine uralte Evangelienzusammenschau entdeckt, aus der hervorgeht, dass das Grabtuch zuerst in Besitz der Ostkirche gewesen sein soll, also von den „westlichen“ Katholiken während der Kreuzzüge geklaut wurde.
Das Ganze wird dadurch aktuell und brisant, weil der Papst die Aussöhnung mit den Orthodoxen sucht. Und dagegen gibt es im Vatikan mächtige Gegner, die offensichtlich vor nichts zurückschrecken. Als Zugabe gibt es eine Extra-Stunde in moderner Bibelauslegung. Wie schön doch Verschwörung sein kann, wenn sie auf heiligem Boden stattfindet.
Rezensent: Volker Dettmar
Personen: Caldwell, Ian Thon, Wolfgang
Caldwell, Ian:
Das geheime Evangelium : Thriller / Ian Caldwell. Dt. von Wolfgang Thon. - Berlin : Rütten & Loening, 2016. - 555 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-352-00666-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher