Einblick in den Horror eines totalitären Staates.
Rezension
Der Roman spielt in Nordkorea und erzählt aus der Lebensgeschichte eines jungen Mannes während der vergangenen ca. 15 Jahre. Jun Do übersteht ganz unterschiedliche, aber immer bizarre und menschenverachtende Lebensabschnitte – im Waisenhaus, als Funkabhörspion auf einem Fischkutter auf hoher See, als staatlicher Kidnapper, als Dolmetscher in einer Delegation nach Amerika, im Gefängnisbergwerk. Jede Situation verursacht durch staatliche Willkür, in der absoluter Gehorsam oberstes Gebot ist und Misserfolg den Tod oder Schlimmeres bedeutet. Sein Handeln (wie auch das all seiner Landsleute) ist geprägt von Konditionierung, Abschottung, Mangelwirtschaft und Angst. Seine Kontakte zur ersten Riege des Staatsapparats und zum Staatsfeind Nr.1, den USA, erweitern seinen Horizont und führen ihn damit in die Katastrophe. Dem Autor ist es gelungen, Kennzeichen totalitärer Herrschaft in der Lebenswirklichkeit Einzelner nachzuzeichnen. Das verlangt auf 700 Seiten vom Leser viel Kraft. Zum Vertiefen empfehle ich das Sachbuch „Nordkorea“ von Rüdiger Frank (ISBN 978-3-421-04641-3).
Der Plot ist so irrsinnig und grauenhaft, dass man (nicht) wissen möchte, was recherchiert und was frei erfunden ist. Gut geschrieben, aber erschütternd!Rezensent: Axel Witkavel
Personen: Burger, Anke Caroline Johnson, Adam
Johnson, Adam:
Das geraubte Leben des Waisen Jun Do : Roman / Adam Johnson. Dt. von Anke Caroline Burger. - Berlin : Suhrkamp, 2014. - 685 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-518-46522-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher