Brökel, Sandra
Das hungrige Krokodil Familienroman
Bücher

Ein Tscheche durchlebt und durchleidet wichtige Phasen des 20. Jahrhunderts in seinem Land, das er schließlich verlässt.


Rezension

Sandra Brökel stützt ihren Roman auf Aufzeichnungen des 1920 geborenen Tschechen Pavel Vodak. Sie verwebt darin drei Zeitebenen. Zunächst erlebt Pavel das deutsche Protektorat und den Zweiten Weltkrieg mit all ihren Brutalitäten. In diesen unsicheren Zeiten entsteht für ihn das Bild der Staatsmacht als hungriges Krokodil, das jederzeit zuschnappen und Menschen vernichten kann. Der zweite Teil setzt 1968 ein, als das Krokodil wieder erwacht. Pavel, inzwischen Kinderarzt in Prag, engagiert sich in konspirativen Kreisen für Reformen des Sozialismus, bis Truppen des Warschauer Pakts den „Prager Frühling“ beenden. Die Repressalien nehmen zu, Pavels Entschluss zur Flucht reift heran. 1970 gelangt die Familie in die Bundesrepublik. Der Vater erhält sofort Arbeit und stürzt sich hinein, die anderen haben Startschwierigkeiten. Der Schluss behandelt die „Wende“. Als er Prag besucht, fühlt Pavel die Spuren des Krokodils: In seiner geliebten, aber heruntergewirtschafteten Heimat ist er nun ein Fremder.

Familien- und politische Geschichte sind dicht verwoben, die Kapitel über die Flucht beklemmend aktuell. Obwohl sprachlich zuweilen sehr schlicht, gern empfohlen!

Rezensent: Kerstin Wohne


Personen: Brökel, Sandra

Schlagwörter: Geschichte Flucht Tschechien Prager Frühling

Brökel, Sandra:
Das hungrige Krokodil : Familienroman / Sandra Brökel. - Bielefeld : Pendragon, 2018. - 317 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-86532-608-9

Zugangsnummer: 38196
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher