Lebensrückblick mit Neufindung.
Rezension
Ninetto, der Ich-Erzähler, verläßt als Neunjähriger, nach der Erkrankung seiner Mutter, seinen sizilianischen Heimatort, um im fernen Mailand sein Glück zu versuchen, Arbeit zu finden, eine Existenz zu gründen. Unter der Obhut eines Verwandten, bemüht er sich zäh und unermüdlich um seinen eigenen Weg, wird als Bote eingestellt, empfindet - detail genau- die ärmliche Umgebung des Wohnviertels "Bienenstock", vermißt in diesem Umfeld sein Dorf, die Natur, ist dennoch zuversichtlich. Er sieht sich als Glückspilz mit begeisterten Visionen, die er später, suczessive, mit seiner Frau Maddalena realisiert. Als 57 jähriger, (ehemals Inhaftierter) reflektiert er seine Vita mit allen "Höhen und Tiefen", der Monotonie seines Berufslebens mit der Hoffnungslosigkeit eines um die Zukunft betrogenen Erdenbürgers. Illusionslos-lakonisch betrachtet er sein "Lebens-Drama", identifiziert sich mit Albert Camus "Der Fremde", findet dennoch ganz allmählich seinen familiären Mittelpunkt in scheinbar banalen Alltagssituationen.
Eindrucksvoll präsentierte Milieu-Studie eines "Suchenden". Aufschlußreiche, psychologisch relevante Lektüre für Interessierte dieses Genres. Durchaus geeignet für alle (Patienten-) Büchereien.Rezensent: Brigitta Morgenstern
Personen: Balzano, Marco
Balzano, Marco:
Das Leben wartet nicht : Roman / Marco Balzano. Dt. von Maja Pflug. - Zürich : Diogenes, 2017. - 299 S. ; 19 cm. - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-257-86307-9 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Bal - Buch