„Ein Königreich für ein Pferd!“ - Das Pferd als Schlüssel für die Entwicklungsgeschichte der Menschheit.
Rezension
Die Kentauren, jene Fabelwesen mit dem Unterleib eines Pferds und dem Oberkörper eines Menschen, sind seit der Antike Sinnbild für eine außergewöhnliche Beziehung. Nie war das Pferd nur Reit- oder Zugtier, sondern immer nutzte es der Mensch auch als Mittel seiner Selbstfindung und -darstellung. Die Reiterdenkmäler zeigen das ebenso wie die Pferde in Bildern wie etwa „Guernica“ von Picasso, wo der aufgeschreckte Pferdekopf an die apokalyptischen Reiter erinnert oder in der Geschichte von „Falada“, wo noch das tote Pferd zu seiner zur Gänsemagd degradierten Herrin spricht und als einziges Lebewesen ihre wahre Identität anerkennt. Selbst im Schachspiel hat das Pferd als Springer seine besonderen Meriten. Den Höhepunkt der wirtschaftlichen und militärischen Bedeutung des Pferds sieht Raulff in der Zeit von Napoleon bis zum 1. Weltkrieg. Endgültig wird der Abschied vom „Hafermotor“ in 1950er Jahren. Dafür beginnt im Sport, in der Freizeit und Therapie ein neuer Siegeszug.
Raulff erzählt faszinierend aus der Mensch-Pferd-Perspektive. Seine Kapriolen und Eskapaden zwischen Themen und Epochen fordern eine hohe Konzentration und Mitarbeit des Lesers.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Raulff, Ulrich
Raulff, Ulrich:
Das letzte Jahrhundert der Pferde : Geschichte einer Trennung / Ulrich Raulff. - München : Beck, 2015. - 461 S. : Ill. ; 23 cm
ISBN 978-3-406-68244-5
Zoologie (Tierkunde) - Signatur: Ng 3 - Bücher