Rückschau auf die ‚wilden‘ sechziger‘ in Amerika: LSD, Kommunen, Rock’n’Roll. Bewusstseinserweiterung als Forschung.
Rezension
T. C. Boyle ist der schrille Chronist des modernen Amerika, psychologisch ungemein intensiv. Hier schart Timothy Leary, charismatischer Psychologieprofessor in Harvard, eine Gruppe von Jüngern um sich, Studenten und deren Ehefrauen, und experimentiert mit der neuen Droge LSD. Die Welt hinter den Erscheinungen soll rauschhaft erfahren werden. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Fritz, ein nicht vielversprechender Doktorand, und seine Frau, eine Studienabbrecherin. Ihre Alltagssorgen, wie erziehen wir unseren Sohn, wie bezahlen wir die Rechnungen, wie schaffen wir es, eine Karriere zu starten, kennzeichnen sie als spießigen amerikanischen Durchschnitt. Dies und der uneinlösbare Ehrgeiz von Fritz machen sie jedoch psychologisch anfällig. Angezogen von Leary lassen sie sich auf Partys ein, die schnell den wissenschaftlichen Anspruch verlieren. Mit erstaunlicher Präzision zeichnet Boyle die Grenzüberschreitungen von Ratio und Emotion nach.
Leary beginnt seine ‚Experimente‘ in seinem Haus in Harvard, nach seiner Entlassung aus der Universität setzt er sie in einem Ferienhaus in Mexiko und schließlich in einer Villa in Millbrook, New York, fort. Der Roman verliert nichts an Spannung, gewinnt aber eine etwas unangenehme voyeuristische Qualität.
Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Boyle, T. Coraghessan Gunsteren, Dirk van
Boyle, T. Coraghessan:
Das Licht : Roman / T. Coraghessan Boyle. Dt. von Dirk van Gunsteren. - München : Hanser, 2019. - 379 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-446-26164-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher