Ein gesellschaftskritisches Bilderbuch, das den Blick durch den Glanz von Weihnachten hindurch auf Not und Elend richten will – nach dem Märchen von Hans Christian Andersen.
Rezension
Es ist Heilig Abend. Der Blick durch ein Fenster zeigt ein Mädchen aus einer offensichtlich wohlhabenden Familie. Hier ist alles gerichtet: festliches Essen, der Weihnachtsbaum. Aber Freude will auf den Gesichtern keine aufkommen. Der Vater ist noch unterwegs zum Geschenkkauf, Mutter und Tochter warten. - Während der Text das Märchen vom Mädchen mit den Schwefelhölzern erzählt, erzählen die Bilder wie in einer Parallelwelt von diesem anderen Mädchen. Die Farben der Bilder sind eher düster und wirken gedrückt. Die Gesichter der „Reichen“ haben spitze Nasen und wirken künstlich. Diese Welt erscheint unsympathisch und egozentrisch. Kein Wunder eigentlich, dass hier für das Mädchen mit den Schwefelhölzern kein Lebensraum ist.
José Sanabria, geboren im Arbeiterviertel von Bogotá, will zum Hinsehen auffordern. Und das muss man auch in diesem Bilderbuch: genau hinsehen, um die Handlungen zu erkennen, zu zuordnen und verstehen zu können. Es wirft Fragen auf, polarisiert, lässt die LeserInnen am Ende ein wenig ratlos zurück, will sie aber gleichzeitig auch in die Verantwortung nehmen.
Rezensent: Susanne Betz
Personen: Andersen, Hans Christian Sanabria, José
Andersen, Hans Christian:
Das Mädchen mit den Schwefelhölzern / Hans Christian Andersen. Nacherzählt u. Ill. von José Sanabria. - 1. Aufl. - Bargteheide : minedition, 2011. - O. Pag. : überw. Ill. ; 30 cm
ISBN 978-3-86566-136-4
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Signatur: Jm 1 - Bücher