Die Beeinflussung, Verführung und allmähliche Verwandlung einer 16-jährigen Berliner Türkin zur gläubigen IS-Braut.
Rezension
16 Monate genügen der »supergläubigen Muslim-Konvertitin« Nour, um die 16-jährige Berliner Türkin Nimet ihrer Familie zu entfremden, ebenso die Suggestivkraft des angeblichen Internet-Freunds Saed. Dieser gibt vor in der Türkei zu leben und in Syrien zu arbeiten. Nimet verliebt sich in den Unbekannten, zweifelt nie an Saeds Worten: »Versuch auf alles Westliche zu verzichten« und haut auf Anweisung »zu ihm« nach Syrien ab. Die Mutter, geboren 1974, Gastarbeiter-Tochter mit Jura-Ambitionen, ist verzweifelt über Nimets mittelalterliches Islamverständnis, die plötzlich Kopftuch trägt und Schule und Umfeld aufgibt. Doch Nour war Anwerberin. Saed ist IS-Krieger. Nimet erkennt, dass sie ein Phantom liebte, nun fremdverheiratet werden soll und flieht. Der Autorin gelingt das Darstellen der Konflikte zwischen muslimischen Herkunftstraditionen und Gegenwarts-Lebenswelten und vor allem exemplarisch die Glaubens-Thesen, mit denen »gearbeitet« wird. Sprachlich, erzählerisch sehr gut. Ein Glossar fehlt.
Erlebnisbericht-Roman, wichtig und informativ, sehr anspruchsvoll, nicht einfach zu lesen, empfohlen für - sicher kontroverse - Diskussionen und auch für Schulbüchereien.Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt
Personen: Balci, Güner Yasemin
Balci, Güner Yasemin:
Das Mädchen und der Gotteskrieger / Güner Yasemin Balci. - Frankfurt : Fischer, 2016. - 317 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-002489-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher