Die Geschichte einer Jugend nach der Wende, in der Kinder und Eltern in verschiedenen Welten leben.
Rezension
Andrea Hünniger, geboren 1984 in Weimar, war fünf Jahre alt, als die Mauer fiel. Sie erinnert sich bewusst kaum an die DDR, dafür umso mehr an die Spuren, die die Wende in ihrer Familie hinterließ. Die gebildeten Eltern hatten nach dem Krieg an den Aufbau eines gerechteren Staates geglaubt und waren überzeugte Kommunisten. Sie arbeiteten in einem agrarwissenschaftlichen Institut, das bald abgewickelt wurde. Der Vater wurde depressiv, alkoholkrank und zog sich zu alten DDR-Filmen zurück. Die Mutter ging zur Umschulung, die ein Westdeutscher leitete, der Aufkleber verteilte, wie einst die Weißen Glasperlen an die Wilden. Die Einheit war für sie ein Kahlschlag, eine Zerstörung, ihr vergangenes Leben etwas, an das man sich nicht positiv erinnern durfte. - Die Autorin hat sich, ihre Familie und Umgebung genau beobachtet und erzählt sachlich-ironisch in unterschiedlichsten Episoden von einer Umbruchzeit und einer großen Fremdheit zwischen Ost und West.
Diese tragisch-komische Wendegeschichte kann allen Lesern sehr empfohlen werden, die sich ein Bild vom inneren Zustand der neuen Bundesländer machen wollen.Rezensent: Luise Rohrhirsch
Personen: Hünniger, Andrea Hanna
Hünniger, Andrea Hanna:
Das Paradies : Meine Jugend nach der Mauer / Andrea Hanna Hünniger. - Stuttgart : Tropen, 2011. - 216 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-608-50305-0
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher