Das Leben eines begabten frühreifen Kindes, das durch gut gemeinte Dressur kaputt gemacht wird.
Rezension
William James Sidis (1898 - 1944) galt als Wunderkind und Genie. Als Kind begabter Eltern, die von furchtbaren Pogromerfahrungen in der Ukraine gezeichnet und verstört waren, wird William Opfer des Forscherdrangs seines Vaters und der Ergebenheit seiner mit den Jahren boshaft werdenden Mutter. In sich verschränkenden Zeitperspektiven erzählt Morton Brask dieses schwere und zutiefst unglückliche Leben nach. Heute würden wir vermuten, dass Sidis Autist mit Asperger Syndrom war, jedenfalls legt das der Roman nahe, der einen kleinen Jungen, einen jungen und zuletzt reiferen Mann vorstellt, der völlig in seiner Welt gefangen nur unter größten Mühen in sozialen Austausch treten kann. Eindrücklich werden dabei die Rollen der gut meinenden Eltern und der sensationsgierigen Öffentlichkeit nachgezeichnet. Ein einziger Freund scheitert an Sidis menschenscheuem Wesen. Eine Liebe erstirbt in ihren Anfängen. Der erwachsene Mann sehnt sich nach Unsichtbarkeit und Normalität. Erfolglos.
Vermutlich für einen kleinen, einschlägig interessierten Leserkreis.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Brask, Morten
Brask, Morten:
Das perfekte Leben des William Sidis : Roman / Morten Brask. Dt. von Peter Urban-Halle. - München : Nagel & Kimche, 2017. - 367 S. ; 21 cm. - Aus d. Dän.
ISBN 978-3-312-01013-4 geb. : EUR 24.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Bra - Buch