Pears, Iain
Das Portrait Roman
Bücher

Das Buch ist ein einziger Monolog. Ein monologisierendes Gespräch zwischen zwei ehemaligen Freunden, einem Künstler, der das Gespräch führt, und einem Kunstkritiker, der sich vom Künstler, einem Maler, portraitieren lassen will.


Rezension

Der ursprünglich in englischer Sprache geschriebene Roman löst in der deutschen Fassung zunächst leichtes Befremden aus, da der Maler seinen Freund, von dem er sich vor vier Jahren trennte, ständig mit „Sie" anredet, eine Höflichkeitsform, die unter Freunden nicht üblich ist, die aber hier eine Distanz ausdrücken soll, die zwischen den beiden Männern entstanden ist. Wenn man sich beim Lesen an diese Art der Anrede gewöhnt hat, gewinnt der Monolog. Das Inte-resse des Lesers am Fortgang der Handlung, die nur mit den Worten des Malers stattfindet, ist geweckt. Und je weiter sich diese Handlung entwickelt, desto mehr wird klar, dass der sich früher vom Kritiker zurückgesetzt fühlende Künstler immer mehr die Oberhand über den als selbstgefällig geschilderten Kritiker gewinnt. - Man kann den Roman als eine Art Beichte ansehen, auch im theologischen Sinne, ein Bekenntnis dessen, was in den vier Jahren geschah, als sich der Maler von der Weltstadt London löste und auf einer abgelegenen Insel sein neues Domizil fand. Wenn ihn hier der dominante Londoner Kunstkritiker unter dem Vorwand, sich portraitieren zu lassen, aufsucht, sei es, um ihn nach London zurück zu holen, sei es um erneut seinen früheren Einfluss auf den Maler geltend zu machen, dann verschiebt sich innerhalb der Romanhandlung der Schwerpunkt. Der gegängelte Maler wird zum Diktator über den in die Defensive gedrängten Kritiker, d.h. der Maler diktiert von nun an, was zu geschehen hat, was Recht und was richtig ist. Eine Gegenmeinung gibt es nicht, das verhindert auch der Kunstgriff des Monologs.

Ein nicht leicht zu lesender Roman, der seine Spannung aus den einzelnen Situationen bezieht, in die das Einzelgespräch aus wechselnden Anlässen heraus gerät. Die monologartigen Aufreihungen entsprechen den Gedanken, die ein Künstler hat, der seinen fast imaginär wirkenden Gegner immer weiter in die Enge treibt, bis zum unausweichlichen Finale.

Rezensent: Jan van Nahl


Personen: Pears, Iain Krutzsch, Malte

Schlagwörter: Konkurrenz Rivalität Gegner

Interessenkreis: Mitteldruck

Pears, Iain:
Das Portrait : Roman / Iain Pears. Dt. von Malte Krutzsch. - 1. Aufl. - München : Droemer, 2007. - 203 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-426-19730-1

Zugangsnummer: 21577
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher