Nach dem 1. Weltkrieg trifft sich der junge Tristan Sadler mit der Schwester seines toten Kriegskameraden Will. Ihr schildert er, wie Will sein Leben einsetzte, um sich unter unmenschlichen Bedingungen einen Rest von Menschlichkeit zu bewahren. Doch trotz aller erschütternden Erzählungen von der Hölle des Krieges bleibt Tristan ihr die schrecklichste Wahrheit schuldig. Erst im hohen Alter offenbart er der Frau, dass er selbst schwere Schuld auf sich geladen hat.

---

Rezension

Ein beeindruckendes Buch über die Liebe - und darüber, wie aus Liebe Hass werden kann. Ein eindringliches Werk über die furchtbaren Verwüstungen des Krieges und über die Wunden, die er im Inneren der Überlebenden hinterlässt. Eine berührende Geschichte über innere Überzeugung bis in den Tod - und über spontane Taten, an denen man ein Leben lang zu tragen hat. Autor Boyne ("Der Junge im gestreiften Pyjama") erzählt eine Liebesgeschichte unter Männern in einer Zeit, die Homosexualität kriminalisiert - in einer Situation, in der jede Form von Liebe unlebbar ist. Während Tristan in der vorzüglichen deutschen Übersetzung im Titel herausgehoben wird, deutet der Originaltitel "The Absolutist" auf Will hin - den lassen seine Kriegserlebnisse zum absoluten Verweigerer werden. Und Tristan, der sich von Will zurückgewiesen fühlt, rächt sich an dem geliebten Kameraden ... Psychologisch überzeugende, atmosphärisch dichte Erzählung, die sich mit existenziellen Fragen zu öffentlicher Moral und privater Schuld beschäftigt. Die entmenschlichende Wirkung des Krieges wird dem Leser in klarer Ausdrucksweise, gleichzeitig ohne allzu brutale Szenen nahe gebracht. Mehr noch als die "äußere" Gewalt geht es dem Autoren aber um die "innere" Gewalt, die Darstellung der Psyche des Titelhelden. Auch das ist auf eine lesenswerte, mitreißende Art und Weise gelungen.

Ein empfehlenswertes Buch mit breiten Einsatzmöglichkeiten.

Rezensent: Klaus Frieling

---

Personen: Löcher-Lawrence, Werner Boyne, John

Schlagwörter: Humanismus Moralfragen