Ein später Vater hat eine tödliche Krankheit. Was will er seiner Frau und dem sechsjährigen Sohn außer Wohlstand hinterlassen?
Rezension
Martin hat nicht mit so einer Diagnose gerechnet, so mitten im Leben fühlt er sich -trotz zunehmender Müdigkeit - in seiner glücklichen Familie mit der 30 Jahre jüngeren Künstlerin Ulla und dem pfiffigen Sohn David. Wie will er die verbleibenden 3 - 6 Monate nutzen, um möglichst viel Erlebtes zu hinterlassen? Woran wird sich David später erinnern, wie kann er sich als Vater einschreiben in dessen Leben? Dabei denkt er über seine eigene Kindheit nach, was hat ihn geprägt (eher die Mutter), welche Haltung ist bis ins Alter geblieben? Er beginnt einen Brief an den erwachsenen David zu schreiben, er legt einen Komposthaufen mit ihm an und macht eine zweitägige Wanderung mit seinem Sohn. Wie nebenbei entdeckt er, dass seine Frau eine Affäre mit einem Kunden hat, den er schlussendlich sogar aufsucht und befragt. Würde er ein guter Vater für David sein? Der Roman geht seltsam kühl und rational an das Thema Abschied heran. Der Protagonist möchte über seinen Tod hinaus gestalten und wirksame Spuren hinterlassen. Vermessen? Verständlich? Erst langsam beginnt das Loslassen und Abschiednehmen.
Ganz überzeugt hat mich dieser Schlink-Roman nicht, in der alle sehr gefasst mit dem bevorstehenden Tod umgehen. Er wird auf Nachfrage in den Büchereien stoßen und kann deshalb gut eingestellt werden.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Schlink, Bernhard
Schlink, Bernhard:
Das späte Leben : Roman / Bernhard Schlink. - Zürich : Diogenes, 2023. - 239 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-07271-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher