Spannendes Sittengemälde aus der finnischen Hauptstadt zu Ende der 1930er, in der die unaufgearbeitete Vergangenheit und faschistische Strömungen wirken.
Rezension
Zwei Hauptpersonen begleitet der Autor durch die Jahre 1938/39: den 40-jährigen Rechtsanwalt Thune und seine etwas jüngere Kontoristin Matilda Wiik. Von seiner Frau verlassen, igelt sich Thune ein. Sein einziger sozialer Bezug ist sein „Mittwochsklub“: sechs Honoratioren der finnlandschwedischen Minderheit, die seit Studientagen ihre monatlichen Treffen zu politischem Diskurs und gepflegtem Besäufnis nutzen. Frau Wiik, ebenfalls einsam, flüchtet vor quälenden Erinnerungen in die Traumwelt des Kinos. Als „Rote“ wurde sie nach dem finnischen Bürgerkrieg von 1918 in einem „Hungerlager“ interniert und mehrfach vom selben Täter vergewaltigt. Zwischen dem Anwalt und seiner Angestellten entwickelt sich eine vorsichtige Zuneigung. Doch nicht nur persönliche Verletzungen und Standesgrenzen erschweren eine Annäherung. Zudem erkennt Wiik ein Klubmitglied als ihren ehemaligen Peiniger. Sie beginnt eine Affäre mit ihm, um sich zu rächen. Wer dieser Mann ist, erfährt man erst auf der letzten Seite.
Empfohlen für alle Büchereien mit Liebhabern von gut recherchierten historischen Romanen und solchen von klug komponierter Spannung, die nebenbei Welthistorie transportiert.Rezensent: Kerstin Wohne
Personen: Westö, Kjell Berf, Paul
Westö, Kjell:
Das Trugbild : Roman / Kjell Westö. Dt. von Paul Berf. - München : btb, 2014. - 413 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-442-75431-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher