Familienroman mit autobiografischen Zügen über den deutschen Kolonialismus und christliche Missionstätigkeit in Neuguinea.
Rezension
Vier Menschen aus dem biederen Franken treffen über Umwege in der exotischen Welt des Kaiser-Wilhelm-Lands aufeinander. Sie alle haben Schicksalsschläge hinnehmen und sich von Träumen und liebgewordenen Menschen verabschieden müssen. Johann, der Missionar, mit seiner Frau Linette, die einst in Bayern im Faltboot Gebirgsflüsse hinunterpaddelte und Heiner, der Plantagenbesitzer, elftes Kind einer Bauernfamilie, mit Marie, die ihm von anderen als Frau auserkoren wurde. Der Roman umfasst zwei Weltkriege, sein Schwerpunkt liegt jedoch auf der Kolonialisierungs- und Missionszeit in der Südsee. Die Autorin, Kind einer Missionars- und Pfarrfamilie, verarbeitet fesselnd und bildgewaltig ihre eigene Familiengeschichte, in der es um Entbehrungen, Frömmigkeit, falsch verstandene Nächstenliebe und Rassismus geht. Erst als junge Frau begreift sie, dass die abenteuerlichen Geschichten über Neuguinea, die sie als Kind so oft zu hören bekam, gar keine Märchen sind, sondern der Realität entsprechen.
Ein durchweg empfehlenswertes Familienepos, das ausdrucksstark ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte beschreibt und nachhallt.Rezensent: Heike Nickel-Berg
Personen: Döbler, Katharina
Döbler, Katharina:
Dein ist das Reich : Roman / Katharina Döbler. - Berlin : Claassen, 2021. - 479 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-546-10009-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher