Die deutsche Geschichte der vergangenen 300 Jahre im internationalen Vergleich.
Rezension
Die Münchner Professorin für Neuere und Neueste Geschichte beginnt mit der Entwicklung der Demokratie im 18. Jahrhundert, wobei sie dem Mitleid und der Kritik an der Folter eine entscheidende Rolle zuweist. Im 19. Jahrhundert setzt das gebildete Bürgertum eine breitere soziale Beteiligung durch, die allerdings lange wie in Preußen durch Eigentumsqualifikationen eingeschränkt ist. Trotz früherer Forderungen wird das Frauenwahlrecht erst 1918 durchgesetzt. Auf die Ausweitung des Sozialstaats in der Weimarer Republik erfolgt im Nationalsozialismus nicht nur die Ausgrenzung und spätere Vernichtung der Juden, zudem werden weitere Rechte zurückgenommen, wobei formal der Parlamentarismus weiterbesteht. Erst in den 60er und 70er Jahren setzt sich durch einen Wandel der Wertvorstellungen im Westen trotz weiterhin bestehender Einschränkungen die Frauenemanzipation durch. Richter legt viel Wert auf die Entwicklung der Rechte der Frauen und bettet die deutsche Entwicklung in die internationale ein. Dabei bezieht sie auch soziokulturelle Veränderungen etwa in der Popmusik ein.
Ein anregender Band, der neuere Ansätze wie die Geschichte des Körpers und der Gefühle einbezieht. Geeignet für Lesekreise. Breit empfohlen.Rezensent: Peter Bräunlein
Personen: Richter, Hedwig
Richter, Hedwig:
Demokratie - Eine deutsche Affäre : Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart / Hedwig Richter. - München : Beck, 2020. - 400 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-406-75479-1 geb. : EUR 26.95
Geschichte des 19. Jahrhunderts (1789-1914) - Signatur: Gf Ric - Buch