Comic-Roman: Nach dem Selbstmord seines Vaters versucht der Fotograf Marco sein Verhältnis zu ihm zu klären.
Rezension
Nicht zurückgelassene Dinge, sondern die Erinnerung im Kopf bindet Marcos Mutter an ihren Mann. Daher bittet sie Marco, den alten Werkschuppen des Vaters auszuräumen. Marco bleibt ein Paket mit ausgewählten Sachen, alte Fotos, ein Tagebuch. Die scheinbar belanglosen Beobachtungen, die das Tagebuch enthält, ein altes Foto, das den Vater zusammen mit seinem militärischen Vorgesetzten während des Algerienkrieges zeigt, bewegen Marco, sich über seinen Vater und dessen für ihn unverständlichen Selbstmord klarer zu werden. Larcenets Comic-Serie um den jungen Fotografen Marco und seine Frau Emilie ist eine unspektakuläre, stille Geschichte – eine melancholische Komödie, die in ihren leicht karikierten Zeichnungen mit dem detaillierten Blick auf die Kleinigkeiten des Alltags ein sensibles, zugleich ernstes und humorvolles Bild des alltäglichen Kampfes des Lebens bietet. Erfolge, wie das Interesse eines Verlegers, Marcos Fotografien vom Werk, in dem sein Vater arbeitete, als Buch herauszubringen, überlagern sich mit seiner unausgesprochenen Traurigkeit, mit Angst und Unverständnis – und Emilies Wunsch, ein Kind bekommen zu wollen, macht es für Marco auch nicht leichter. Larcenet spielt mit der Magie der scheinbaren Nebensächlichkeiten, klärt nicht belehrend auf, sondern lässt dem Betrachter Raum zum Mit- und Weiterdenken.
Ein Comic-Roman für ältere Jugendliche und Erwachsene, ein ebenso poetischer wie nachdenklicher Lesegenuss.Rezensent: Dietrich Grünewald
Personen: Larcent, Manu Larcent, Patrice
Der alltägliche Kampf : 3. Kostbarkeiten / Manu Larcent. Ill. von Patrice Larcent. - Berlin : Reprodukt, 2006. - 64 S.: überw. Ill. ; 30 cm. -
ISBN 3-938511-73-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher