Ein Schriftsteller lässt uns beobachten, wie er erst einen Zugang zu seinem Vater findet, als dieser dement wird.
Rezension
Wer sich viel mit dem absurden Theater beschäftigt hat, findet sich leichter in Pflegeheimen zurecht. Denn vieles, was alte Menschen sagen, lässt sich nicht sofort verstehen und hat doch eine eigene Poesie - und letztlich auch einen eigenen Sinn. Der Schriftsteller Arno Geiger stammt aus der Rheintalgemeinde Wolfurt, wo seine Vorfahren Kleinbauern waren. Als sein Vater dement wird, übernimmt er einen Teil der Pflege und kehrt in sein Elternhaus zurück. Seine Vaterbeziehung war immer kompliziert. Aber nun baut er eine Beziehung zum Vater auf, die freundlich und von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Erst der demente Vater betritt das Reich der Poesie, in dem der Sohn zu Hause ist, sich vielleicht auch geflüchtet hat. Erst der helfende Sohn beginnt eine Biografie zu achten, die von den Einschränkungen des dörflich begrenzten Lebens geprägt ist.
Demenz erzeugt Poesie und ist dewegen faszinierend zu beobachten. Dass dieser Satz nicht zynisch sein muss, zeigt das Buch und bietet damit einen rasanten Gesprächsstoff.Rezensent: Frank Hiddemann
Personen: Geiger, Arno
Geiger, Arno:
Der alte König in seinem Exil / Arno Geiger. - München : Hanser, 2011. - 188 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-446-23634-9-b
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher