Über literarisches Schreiben in bewegten Zeiten
Rezension
Wie politisch muss Literatur sein? Diese Frage ist in den heutigen Krisenzeiten wieder brandaktuell. Der berühmte Essay „Im Innern des Wals“ von George Orwell erschien 1940, eine Zeit der Furcht und Tyrannei. Mit welcher Haltung aber kann ein Autor ihr begegnen? Wieviel Pessimismus, Parteinnahme oder erzieherischen Duktus verträgt Literatur? Orwell zeigt am Beispiel von Henry Millers „Wendekreis des Krebses“, dass vor allem die subjektive Wahrheit, die Aufrichtigkeit des Gefühls – und damit die Perspektive aus dem Innern des Wals, des geschützten Raums des eigenen Lebens – das Schreiben noch legitimiert. 2021 entwickelt Ian McEwan Orwells Gedanken in einem Essay mit dem Titel „George Orwell außerhalb des Wals“ weiter. Gerade Orwell sei es gelungen, gute politische Romane zu schreiben, auch wenn sie keinen Ausweg suggerierten. Welche Fragen stellen sich uns heute? Und wie lässt sich ihnen literarisch begegnen? Beide Perspektiven haben jedenfalls gleichermaßen ihre Berechtigung.
Ein Klassiker für Anglisten und interessante Gedanken für uns Heutige - empfohlen für einen kleinen Leserkreis.Rezensent: Angelika Barth
Personen: Orwell, George McEwan, Ian Gasbarra, Felix Robben, Bernhard
Orwell, George:
Der Bauch des Wals : Zwei Essays über Kunst und Politik / George Orwell u. Ian McEwan. Dt. von Felix Gasbarra u. Bernhard Robben. - Zürich : Diogenes, 2023. - 130 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-257-07263-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher