Eine bebilderte Erzählung über Flucht, Ankunft und Fremdheit.
Rezension
Worte in Schnipseln und verrätselte Bilder auf Notizblättern im Format DIN A6 führen den Leser durch die Geschichte der aus Rumänien stammenden Autorin. Sie schildert Fremdheit im eigenen Land und Verlorenheit im deutschen Auffanglager "außen himmelhohe Schachtel, innen Kaserne": Prekäre Existenz in einer Art Zwischenreich, das von bürokratischer Abwehr gekennzeichnet ist. "Sie wollen den Sozialismus nicht, wieso sollte der sie wollen?" fragt der Beamte der "Prüfstelle B". Aber die Asylsuchende kann die Wahrheit über ihr Land nicht aussprechen, denn es ist ein verkommener Staat, in dem die "Häuser durchsichtig sind" und wo die Angst vor der Verhaftung den Alltag prägt. Herta Müller verschlüsselt diese politischen Erfahrungen, unterbricht sie mit Beobachtungen in einer winterlichen Stadt. Begegnungen im Café oder das Nachdenken über Katzen und Vögel in den Straßen kennzeichnen sie selbst als Einsame und Heimatlose. Vieles bleibt poetisch verschlüsselt wie im modernen Gedicht.
Dies ist ein Bilderbuch für Erwachsene, ästhetisch originell und ansprechend. Jede Seite ein Rebus, das es aufzulösen gilt. Für geduldige Leser, die keine Angst vor Rätseln haben.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Müller, Herta
Müller, Herta:
Der Beamte sagte : Erzählungen / Herta Müller. - München : Hanser, 2021. - 160 S. : überw. Ill. ; 24 cm
ISBN 978-3-446-27082-4 geb. : EUR 24.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Mül - Buch