Verhulst, Dimitri
Der Bibliothekar, der lieber dement war, als zu Hause bei seiner Frau Roman
Bücher

Roman über eine Flucht in die (vermeintliche) Demenz.


Rezension

Der siebzigjährige Désiré Cordier leidet an seiner Ehe, in der er sich stets nach dem Willen seiner Ehefrau Moniek richtete, die er als dominante und herrschsüchtige Person erlebt. Der geplante Verkauf des eigenen Hauses und der Umzug in eine kleine Wohnung versetzt ihn nun endgültig in Panik. Er verfällt auf eine radikale Lösung: Er gibt vor, an Demenz erkrankt zu sein und spielt die Rolle so gut, dass er in ein Pflegeheim eingewiesen wird. Der ehemalige Bibliothekar hat nicht nur ein diebisches Vergnügen an dieser neuen Rolle, sondern er spielt sie auch erstaunlich perfekt. Er hofft, es muss doch noch mehr geben als eine langweilige, vorgezeichnete Existenz ins Grab hinein, eine lieblose Ehe, die einem jede Selbstachtung raubt, und Kinder, die einem fremd sind. So ist das Pflegeheim „Winterlicht“ die „große Freiheit“ für ihn; allerdings merkt er bald, dass die überlasteten Pfleger und die manchmal haarsträubenden Missstände im Heim auch nicht nur eine reine Freude sind. Verhulst beschreibt das alles in einem sehr witzigen, ironischen Stil – auch wenn die Realität in manchen Heimen wohl eher weit entfernt von „witzig“ ist.

Der Autor zeigt mit oft derbem Witz, „und mit herzzerreißender Schonungslosigkeit, dass es gar nicht so einfach ist, in Würde zu altern.“

Rezensent: Christiane Spary


Personen: Kersten, Rainer Verhulst, Dimitri

Schlagwörter: Altern Selbstbestimmung

Verhulst, Dimitri:
Der Bibliothekar, der lieber dement war, als zu Hause bei seiner Frau : Roman / Dimitri Verhulst. Dt. von Rainer Kersten. - München : Luchterhand, 2014. - 140 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-630-87432-6

Zugangsnummer: 32756
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher