Im „heimeligen“ Wien vermischen sich Skandale um ein Bauprojekt und eine Abtreibungsklinik mit einer Kindesentführung.
Rezension
Der ehemalige Kriminalinspektor Brenner hat Dank Antidepressiva mehr Lebensfreude. Als Fahrer eines begüterten Ehepaars - er Bauunternehmer, sie Chefin einer Abtreibungsklinik - ist er hauptsächlich damit beschäftigt, deren zweijährige Tochter zu chauffieren. Dabei entwickelt Brenner völlig neue pädagogische Fähigkeiten. Umso größer sein Entsetzen, als die Kleine aus dem Auto heraus entführt wird. Jetzt ist doch wieder der Kriminalist in ihm gefordert. Stecken die „Kampfbeterinnen“ von Proleben dahinter? Läuft das Bauprojekt im Prater aus dem Ruder oder hat der Bankier seine Hände im Spiel? Brenner geht dem nach bis zum Nahtod am Grunde einer Senkgrube. Dort hat er auch eine Gotteserfahrung der anderen Art, die der allwissende Erzähler in seinem nur von selbstgestellten Fragen unterbrochenen quasi Wirtshausmonolog wie alle anderen Ereignisse sinnfällig zu kommentieren weiß. Kontrastiert wird der Monolog durch die Dynamik der Handlung und die Vielfalt der Charaktere.
Charakteristisch sind die Sprachchoreografie des Erzählers und die groteske Überzeichnung der Realität. So entsteht neben atemloser Spannung ein „wahres“ Bild der Wirklichkeit.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Haas, Wolf
Haas, Wolf:
Der Brenner und der liebe Gott : Roman / Wolf Haas. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2009. - 223 S. : 21 cm
ISBN 978-3-455-40189-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher