Widerstreitende politische Kräfte der nachrevolutionären Zeit im Iran, gezeigt am Schicksal einer Offiziersfamilie.
Rezension
Seine fünf Kinder hat der Colonel, einst Offizier des Schah-Regimes, zu einem freiheitlichen Patriotismus erzogen, doch die Revolutionswirren reißen sie auf unterschiedlichen Wegen mit sich. Zwei Söhne sterben als Märtyrer, einer 1979 hoch bejubelt, der andere geschmäht. Auch die anderen drei werden auf verschiedene Weise zu Opfern. Angst, brutale Gewalt und Willkür prägen die Situation. Der Colonel sucht nach Verantwortlichen, findet auch bei sich Schuld und verratene Ideale. Er rettet sich in Wahnvorstellungen, kulminierend in einem Tribunal, das mit ideologischen Hoffnungsträgern der Vergangenheit und Gegenwart abrechnet. An der beklemmend erzählten Geschichte, in der die Grenzen zwischen Realität und Albtraum verwischen, hat der persische Autor Doulatabadi 25 Jahre lang gearbeitet. In seiner Heimat ist das Buch verboten. Dem mit der politischen Situation der Revolutionsjahre im Iran nicht vertrauten Leser hilft das informative Nachwort des Übersetzers, die Eckpunkte zu verorten.
Gerade aufgrund der aktuellen Ereignisse im Iran ein wichtiges Buch für politisch und zeitgeschichtlich Interessierte, jedoch ein düsteres Buch, das die Leser nicht schont.Rezensent: Birgit Schönfeld
Personen: Doulatabadi, Mahmud
Doulatabadi, Mahmud:
Der Colonel : Roman / Mahmud Doulatabadi. Dt. von Bahman Nirumand. - Zürich : Unionsverl., 2009. - 222 S. ; 21 cm. - Aus d. Pers.
ISBN 978-3-293-00402-3 geb. : EUR 19.80
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