Lehmkuhl, Tobias
Der doppelte Erich Kästner im Dritten Reich
Bücher

Wie konnte Erich Kästner das "Dritte Reich" unbeschadet überstehen, ohne ins Exil zu gehen?


Rezension

Im Mai 1933 erlebte Erich Kästner in Berlin die Verbrennung seiner eigenen Bücher mit. Warum hat er Deutschland danach nicht verlassen, und wie konnte er mit weißer Weste aus der NS-Zeit hervorgehen, fragt sich der Journalist Tobias Lehmkuhl und stellt verschiedene Überlegungen dazu an. Einer der Gründe lag sicher in der symbiotischen Beziehung Kästners zu seiner in Dresden lebenden, depressiven Mutter, deren Suizidankündigungen seine Kindheit geprägt haben. Als weiteren, eher vorgeschobenen Grund gab Kästner selbst an, einen Roman über das "Dritte Reich" schreiben zu wollen. Abgesehen davon vertraute er darauf, sich dank seines Ansehens als Kinderbuchautor durchlavieren zu können, und in der Tat gelang es ihm, das Publikationsverbot durch Auslandsveröffentlichungen zu umgehen und weiterhin gut zu verdienen. Sogar zwei Verhöre, denen er sich unterziehen musste, blieben folgenlos. Kästner biederte sich den Nazis weder an noch leistete er Widerstand, stellt Lehmkuhl klar. Eine Antwort auf seine Ausgangsfragen vermag er jedoch nicht zu geben. Es bleibt bei bloßen Vermutungen.

Ein zwar mit interessanten Details gespicktes, aber wenig erhellendes Buch, zumal der Verdacht, dass Kästner Halbjude war, nicht berücksichtigt wird.

Rezensent: Elisabeth Schmitz


Personen: Lehmkuhl, Tobias

Schlagwörter: Biografie Drittes Reich Schriftsteller

Lehmkuhl, Tobias:
Der doppelte Erich : Kästner im Dritten Reich / Tobias Lehmkuhl. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2023. - 300 S. : Ill. ; 21 cm
ISBN 978-3-7371-0150-9

Zugangsnummer: 46157
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher