Bugadze, Lasha
Der erste Russe Roman
Bücher

Mit den Folgen einer Story über Nationalheilige Georgiens wird von Politik, Religion, Machtstrukturen, Menschen erzählt.


Rezension

Georgiens Entwicklung 1989 bis 2012: Davon berichtet der Ich-Erzähler, geb. 1977, in Zeitsprüngen. Vordergründig geht es um Folgen einer Trivial-Satire über Georgiens Nationalheilige Tamar im 13. Jahrhundert und deren ersten Ehemann - »Der erste Russe« - den er mit einem Huhn in Zusammenhang bringt, in der Hochzeitsnacht. Das Symbolische, den Jahrhunderte-Konflikt zwischen Georgien und Russland sieht keiner. Den Skandal des »Glaubensschänders« nutzen viele: Ein Abgeordneter beschimpft ihn im Parlament und fordert Zensur. Den Zeitungsherausgeber freut die PR. Öffentliche Abbitte fordert der Patriarch (seit 1977 im Amt), »damit wir die Kirche vor KGB-Ideologen bewahren«. Erkenntnis: Es geht um Macht, kaum um ihn. Die Story dient hervorragend um anschaulich den Zeitenwandel, den die junge Generation will, zu beschreiben: Revolution 2003, Krieg 2008, Strommangel, Demos, TV-Sender-Verhalten, Familienleben, Freundin und die »Intelligenzija«, die jeder Machthaber nutzt. Guter Schluss: Brief an Tamar.

Vortrefflich erzählte Einblicke in Entwicklung und Strukturen eines fast unbekannten Landes für Interessierte jeden Alters. Leser-Durchhaltevermögen nötig. Schriftgrad gut.

Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt


Personen: Bugadze, Lasha Gratzfeld, Rachel Heinze, Sybilla

Schlagwörter: Politik Zeitgeschichte Osteuropa Georgien

Bugadze, Lasha:
Der erste Russe : Roman / Lasha Bugadze. Dt. von Rachel Gratzfeld u. Sybilla Heinze. - Frankfurt : Frankfurter Verl. - Anst., 2018. - 573 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-627-00255-8

Zugangsnummer: 38976
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher