Philippe Lançon reflektiert das islamistische Attentat, das er schwer verletzt überlebt hat und seinen Genesungsprozess.
Rezension
Philippe Lançon verarbeitet in seinem erschütternden Buch sein Trauma durch das islamistische Attentat auf die Redaktion des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ im Jahr 2015, das er schwer verletzt überlebt hat. In einer Art Selbstvergewisserung reflektiert er sein früheres Leben als Journalist, die Arbeit in der Redaktion und seine Erinnerungen an das Attentat. Die lange Phase seines Heilungsprozesses wird zur schonungslosen Selbstreflexion eines auf sich Geworfenen, der seine Beziehungen zur Außenwelt überprüft und wieder neu herstellt. Immer wieder bindet er in seinen Erinnerungen sein früheres Leben in seinen langsamen Genesungsprozess ein. Ergreifend ist die Darstellung der Begegnungen mit der Chirurgin Cloe, die ihm das Gesicht wieder herstellt und die veränderte Beziehung zu seiner kubanischen Freundin, die neu gestaltet werden muss, weil er „wieder neu leben lernen muss“ . Sein brillant geschriebener Überlebensbericht wird so zur Suche nach der eigenen Identität.
Das überaus lesenswerte Buch ist zugleich ein Zeitdokument, von hoher literarischer Qualität und zu Recht mit vielen Preisen ausgezeichnet.Rezensent: Wilfried Arnold
Personen: Lançon, Philippe Denis, Nicola
Lançon, Philippe:
Der Fetzen / Philippe Lançon. Dt. von Nicola Denis. - Stuttgart : Tropen, 2019. - 547 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-608-50423-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher