Ryser, Simona
Der Froschkönig Roman
Bücher

Befreiung einer jungen Frau vom väterlichen Schatten.


Rezension

In Grimms „Froschkönig“ mahnt der Vater die Prinzessin, ihr Wort gegenüber dem Frosch zu halten. Leo, Schweizer Stadtentwicklerin, führt ein Auftrag nach Frankfurt. In dieser Woche spukt ihr die Erinnerung an ihren Vater durch den Kopf. Der technikgläubige Ingenieur hat schon früh den Umweltschutz entdeckt und ein Biotop angelegt. Doch ihm gelingt es nicht, Frösche darin zu halten – wie auch der berufliche Erfolg nicht anhält. Ein Buch über Amphibien, einst Vademecum des Vaters, entdeckt Leo in einem Antiquariat – und wird fortan von einem Frosch verfolgt. Indem sie sich die Geschichte ihres Vaters vom hoffnungsvollen Aufbruch der Nachkriegszeit bis zum einsamen Tod in den 90ern vor Augen führt, lernt sie ihn verstehen. Zudem legt sie das von ihm oktroyierte Pflichtverständnis ab. Als sie den Amphibienschutz in ihren Plan aufnimmt, verschwindet der nervige Frosch. Dass Leo in einem Statistiker schließlich einen „Prinzen“ findet, ist etwas kitschig, schmälert aber kaum das Lesevergnügen.

Die Autorin verknüpft auf anregende Weise Märchenmotiven mit der Lebensgeschichte einer in den 1960ern Geborenen. Empfohlen mindestens für alle Büchereien mit Publikum aus den Babyboomer-Jahrgängen.

Rezensent: Kerstin Wohne


Personen: Ryser, Simona

Schlagwörter: Familiengeschichte Midlife-Krise

Ryser, Simona:
Der Froschkönig : Roman / Simona Ryser. - Zürich : Limmat, 2015. - 161 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-85791-764-6

Zugangsnummer: 34218
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher