Berührendes Porträt eines alten, todkranken Mannes, der mit Würde seine Hinfälligkeit und Hilfsbedürftigkeit akzeptiert.
Rezension
Die Welt des hochbetagten, von schweren Krankheiten gezeichneten Johannes Wenger ist eng geworden. Sein Alltag wird bestimmt vom Rhythmus der Pflegedienste und Krankenhausaufenthalten. Menschliche Wärme erfährt der bindungsscheue Eigenbrötler in der Freundschaft zu seinem jungen Hausarzt und dessen Familie. Ein Ferienaufenthalt mit seiner Wahlverwandtschaft erfüllt und erschöpft Wenger gleichzeitig. In den Stunden des Alleinseins taucht der „Gedankenspieler“ ein in seine Erinnerungen. Er schreibt fiktive Briefe an Persönlichkeiten, die sein Leben beeinflusst haben ebenso wie reale Briefe an Menschen in seinem Umfeld. Immer wieder überwältigt von unendlicher Müdigkeit stellt sich Wenger in luzidem Schweben zwischen Traum und Wirklichkeit seiner Hinfälligkeit und Hilflosigkeit, die er mit beeindruckender Würde akzeptiert. Ohne Sentimentalität und zutiefst berührend beschreibt der 2017 verstorbene Peter Härtling in seinem nachgelassenen Roman die letzten Lebensmonate seines Alter Ego Wenger.
Lesern, die eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit Alter, Krankheit und dem bevorstehenden Tod suchen, sei dieser Roman ans Herz gelegt.Rezensent: Christine Heymer
Personen: Härtling, Peter
Härtling, Peter:
Der Gedankenspieler : Roman / Peter Härtling. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2018. - 227 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-05177-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher