Die letzten Kriegsmonate verbringt die 12-jährige Luisa auf dem Land und wird auch dort zunehmend in die Grausamkeiten des Krieges hineingezogen.
Rezension
Anfang 1945 flieht die 12-jährige Luisa mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester aus dem bombardierten Kiel auf das Gut ihres Schwagers, eines SS-Offiziers. Anfangs vertreibt Luisa sich die schulfreie Zeit mit Bücher lesen, doch durch die Ankunft von immer mehr Flüchtlingen aus dem Osten und den Differenzen zwischen ihrem kriegsmüden Vater und dem Schwager, der den Endsieg erwartet, wird sie in das Kriegsgeschehen hineingezogen. Erste Gefühle für den jungen Melker Martin (ein Protagonist aus Rothmanns Roman „Im Frühling sterben“), keimen auf, doch auch er wird kurz vor Kriegsende noch eingezogen. Das Verschwinden ihrer lebenslustigen Schwester Billy und die zunehmende Verrohung der Menschen um sie herum verstören sie zunehmend, so dass in ihr die Einsicht reift, dass sie schon alles erlebt hat, was das Leben ihr bieten kann. Der Roman schildert die letzten Kriegsmonate aus der Sicht von Luisa, ist sprachlich dicht und eindringlich erzählt und geht unter die Haut. Wiebke Puls liest gefühlvoll, manchmal etwas zu kindlich. Die eingeschobenen Berichte eines Chronisten aus dem 30-jährigen Krieg werden von Shenja Lacher gelesen.
Sehr zu empfehlen, unbedingt, wo der Vorgängerroman im Bestand ist. Das Hörbuch verlangt Konzentration, aufgrund der verdichteten Sprache ist das Buch eventuell vorzuziehen.Rezensent: Birgit Hillmer
Personen: Rothmann, Ralf Puls, Wiebke Lacher, Shenja
Rothmann, Ralf:
Der Gott jenes Sommers : Ungekürzte Lesung / Ralf Rothmann. Gelesen von Wiebke Puls u. Shenja Lacher. - Hamburg : Hörbuch Hamburg, 2018. - 6 CDs ; 420 Min.
ISBN 978-3-95713-129-4
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Hörbücher