Ein hinreißender historischer Roman. Schweiz, Anfang 14. Jahrhundert, abgelegenes Dorf nahe Kloster Einsiedeln.
Rezension
Ein Fremder taucht im Dorf auf, mit „halbem“ vernarbtem Gesicht. Seine Heilkunde verhilft ihm zu Anerkennung. Politischer Hintergrund ist der Kampf freiheitsliebender Schweizer gegen Habsburg, inhaltlich geht es um Sitten, Gebräuche, Glaube und die Natur des Menschen. Der Ich-Erzähler Seb, Eusebius, taugt nicht zum Soldaten, nicht zum Mönch, nicht zum Landmann. Jung, naiv, aber von rascher Auffassung schwankt er zwischen seinen Brüdern Poli und Geni, dem Guten und dem Bösen. Die vielen Figuren, Dorfbewohner, Kleriker, Grafen und Verwalter, sie alle sind Gegenstand von unzähligen erzählten Geschichten, Zeugen für die Wahrheit von Volksweisheiten, Beleg für die Unberechenbarkeit des Menschen.
Sebi wird schließlich „Lehrling“ der Geschichtenerzählerin Teufels Anneli, in den Gesprächen der beiden blitzen poetologische Erkenntnisse auf, die Geschichten sind großartige Belege der zeitgenössischen Mentalität und am Ende steht die Gewissheit, eine oft erzählte Geschichte wird schließlich wahr.
Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Lewinsky, Charles
Lewinsky, Charles:
Der Halbbart : Roman / Charles Lewinsky. - Zürich : Diogenes, 2020. - 676 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-07136-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher